Verein Lebenschance unterstützt Dorfprojekt von Roger Sodji in Togo durch Spenden

Artikel aus dem Weser-Kurier vom 7. Dezember 2021

VON MATTHIAS HOLTHAUS

Eine Holzhütte und 20 Hektar Land, damit startete der Togoer Roger Sodji im Jahre 2001 sein Projekt: Ein Dorf für Waisenkinder sollte es werden. Seitdem ist viel passiert – inzwischen leben 450 Kinder in dem von ihm gegründeten Dorf „Yovokope“ in dem westafrikanischen Staat. Sie lernen und arbeiten dort. Und doch fehlt es an Geld, wie Elisabeth Diederichs weiß. Die Bremerin ist zweite Vorsitzende des von Roger Sodji gegründeten Vereins Lebenschance, der das Kinderdorf für Waisen in Togo von Anfang an unterstützt. „Momentan nimmt das Dorf keine Kinder mehr auf, denn unser Verein kann die Unterhaltungskosten nur noch schwer aufbringen“, erzählt sie. „Es gehen uns Spender verloren oder sie sterben.“

Auch Corona schränkt die Handlungsfähigkeit des Vereins ein: „Es gibt zum Beispiel keine Benefizkonzerte und auch keine Flohmärkte“, berichtet Elisabeth Diederichs. Auch wenn solche Anlässe vielleicht nur 600 bis 700 Euro einbringen: „Das klingt für uns nicht viel“, sagt sie. „Doch damit können zehn Lehrer einen Monat bezahlt werden.“

Inzwischen sei das Kinderdorf ein großer Betrieb, erzählt die Vereinsvorsitzende Sigrid Stiering: „Dreimal am Tag gibt es Maisbrei mit Gemüse, beides wird selbst angebaut. Und trotzdem kostet alles viel Geld, zum Beispiel Medikamente.“

Die Schule sei bei dem Projekt die wichtigste Einrichtung: „Auf dem Lande, wo Kinder auf der Strecke bleiben, befindet sich die Klientel, die Roger Sodji aufnimmt“, schildert Sigrid Stiering. „Sie alle wohnen im Dorf und gehen dort von Klasse eins bis 13 in die Schule, können dort auch ihr Abitur machen.“

Ein weiteres Problem stellt der Klimawandel dar. „Das Klima ist total verändert“, berichtet Roger Sodji, der lange Zeit in Deutschland zu Hause war und nun in Togo lebt. „Wir haben große Probleme mit unserer Produktion. Mal gibt es viel Regen, mal gar keinen Regen. Das ist eine Folge des Klimawandels.“

Jedes Jahr kämpfe das Dorf mit den Unwägbarkeiten des Wetters, sagt Elisabeth Diederichs. „Bei guter Ernte gibt es mehr Mais als benötigt, dann kann man den Überschuss verkaufen.“ Mit diesem Überschuss könne das Dorf allerdings nicht mehr unbedingt rechnen.

Alles sei durcheinander, sagt Roger Sodji. „Im März ist zu viel Regen gefallen, da war das meiste dann kaputt, im September fiel zu wenig Regen, danach waren dann die Maiskolben zu klein.“

Diese Missernten haben Folgen. Etwa 300 Kilogramm Mais braucht das Dorf pro Tag. Und manchmal muss der Verein Mais nachkaufen. „Außerdem kommt regelmäßig Malaria vor, deshalb sind die Kosten für Medikamente auch so hoch“, sagt Elisabeth Diederichs. Wenn es die Nichtregierungsorganisationen (NGO) nicht gäbe, sähe es schlecht aus, meint sie, denn: „Die Regierung fühlt sich für Schule, Waisenkinder und die Gesundheit der Kinder nicht verantwortlich.“

Rund 12.000 Euro pro Jahr benötigt das Dorf für Waisen zum Überleben, Katastrophen nicht eingerechnet. Viel Geld, das jährlich aufzubringen ist, auch wenn die 2011 gegründete Brinkhege-Stiftung ein wenig Sicherheit bieten kann. Perspektivisch sei jedoch angedacht, noch Land dazuzukaufen: „Das wäre eine Möglichkeit, zu mehr Geld zu kommen“, schildert Elisabeth Diederichs, „Hilfe zur Selbsthilfe, damit das Dorf irgendwann alleine klarkommt.“

Die eingehenden Spenden werden derweil zukunftsweisend eingesetzt: „Ein tolles Projekt, das 450 Kindern Essen gibt und eine Ausbildung“, sagt Sigrid Stiering. „Zum Beispiel als Schneiderin. Durch die Spenden haben zwölf von ihnen eine Nähmaschine erhalten.“ Somit sind die nun ausgebildeten Frauen in der Lage, außerhalb des Dorfes ihren Lebensunterhalt zu sichern. Weitere Ausbildungen sind in der Landwirtschaft möglich oder als Automechaniker.

„Das Ziel des Vereins ist es, dass die Kinder gebildet, ausgebildet und fröhlich sind, damit sie nicht hierher kommen, um dann zu verderben“, sagt Elisabeth Diederichs. „Diese Kinder haben eine Chance, damit sie diesen Gang nicht machen müssen. Ich bin davon überzeugt, dass Roger Sodji vielen Menschen die Chance gibt, in Togo zu bleiben und glücklich zu sein. Kein Mensch geht freiwillig aus Togo weg. Denn Roger Sodji weiß, wie schwer das ist und wie leicht man unter die Räder kommen kann.“

Denn der im Jahre 1964 geborene Roger Sodgji musste selbst im Alter von 16 Jahren Togo verlassen. „Dass ich überlebt habe, ist ein Wunder“, sagt er rückblickend. Diese Erfahrung sei sein Motor. „Das gibt mir die Kraft, das ist mein eigenes Leben. Mein Wunsch ist es, anderen Kindern dieses Schicksal zu ersparen. Regelmäßig erzähle ich den Kindern, dass sie arbeiten und lernen sollen, um Togo besser zu machen“, sagt Roger Sodgji. „Man muss solch einen Weg nicht machen.“